Aus der Gründungsgeschichte der Moorkolonie Friedrichsholm

Ergänzung zur "Chronik der Heide- und Moorkolonisation im Herzogtum Schleswig - 1760 bis 1765"

Die umfangreiche Kolonistenchronik(1) war bereits veröffentlicht, als ich im Schleswig-Holsteinischen Landesarchiv im Schloß Gottorf hinsichtlich der Hohner Moorkolonie Friedrichsholm noch zwei sehr interessante Akten und vor allem die lange gesuchte Planzeichnung dieser Kolonie mit der Lage der Kolonistenhöfe und deren Erstbesitzer fand. Für das Dorf Friedrichsholm sind das wichtige Dokumente, aber auch die übrigen Leser der Kolonistenchronik werden durch sie - besonders durch die Lagekarte - eine bereicherte Vorstellung von den in der Chronik geschilderten Ereignissen bekommen.

Zur Vororientierung

Nachdem man 1760 in Jütland auf der Al- und Randbölheide den Anfang mit der Heidekolonisation gemacht und Dr. Erichsen in Schleswig-Holstein nach flüchtiger Bereisung die Anlage von 4615 Kolonistenstellen für möglich gehalten hatte, ließ der dänische Staat durch den Legationsrat Moritz in Frankfurt am Main mit verlockenden Versprechungen Siedlungswillige anwerben.

Am 27. März 1761 traf der erste Transport von insgesamt 57 Personen in Schleswig ein; Hunderte folgten in Kürze.(2) Sie alle mußten in Notquartieren bei den Einheimischen untergebracht werden, da für sie noch keine Häuser errichtet waren, man nicht einmal wußte, wo genau sie angesetzt werden konnten und das Hohner Moorgebiet, das Dr. Erichsen auch ins Auge gefasst hatte, noch völlig unzugänglich war. Damit dort Wege angelegt werden konnten und das Unland begehbar wurde, mußte es zunächst durch breite Gräben entwässert werden.

Ende Mai 1761 kam das Werbeplakat für Grabenarbeiter heraus, und am 3.Juni 1761 wurde auf dem Gottorfer Amtshaus in Schleswig die Erstellung der Moorgräben an 23 Personen aus dem Gesamtbereich Mittel- und Westschleswigs vergeben, die dann ihrerseits Arbeiter annahmen und mehr oder minder große Arbeitskolonnen bildeten.(3) An die 600 Grabenarbeiter waren im Sommer 1761 und Frühjahr 1762 damit beschäftigt, das Hohner Moor trockenzulegen.

Viel ärger hatten die Koloniebediensteten mit diesem Unternehmen: Ein nasser Sommer behinderte die Arbeit stark; ein nicht geringer Teil der Gräber war träge, betrog beim vorgeschriebenen Grabenmaß, war trinkfreudig und streitsüchtig. Viel ärger gab es auch mit der Nachbargemeinde Meggerdorf, die wie alle anderen Altdörfer im gesamten Kolonisationsgebiet zwischen Prinzenmoor und Tingleff auch kein Land hergeben wollte, in diesem speziellen Falle die beiden Erhöhungen ("Holme") nahe ihrem Wiesengelände als Trockenplätze für das Heu unbedingt behalten wollte, während Dr. Erichsen in diesen den einzig möglichen Baugrund für die Kolonistendörfer Christiansholm und Friedrichsholm sah. Schließlich kam es aber doch zu einem Kompromiß, und am Ende konnte Dr. Erichsen erfreut feststellen, für 8 Moorkolonien 5546 Demat (= 2773 ha) "aus dem Wasser gewonnen" zu haben.

Rund 8 Wochen nach Beginn der Grabenarbeit, am 24. Juli 1761, wurden in Schleswig vor dem Schloß Gottorf 388 Kolonisten feierlich auf den dänischen König und Staat vereidigt. 250 von ihnen losten danach am gleichen Ort und Tag um ihre Plätze in den Kolonien Nr. l bis 16 des Amtes Gottorf. Dazu gehörten auch die Moorkolonisten, obwohl ihre Plätze noch gar nicht ausgelegt waren, sondern nur auf dem Papier bestanden. Für die 8. Gottorfer Kolonie Friedrichsholm waren 27 Stellen vorgesehen.(4)

Die Kolonisten konnten sich ihre Dörfer nicht aussuchen. Die Moorkolonisten sahen sich den Heidekolonisten gegenüber benachteiligt. Kein Wunder, daß sie sich mit aller Gewalt gegen den Entscheid der Behörde auflehnten, immer wieder Beschwerdebriefe einreichten, zum Teil drakonisch bestraft wurden und in großer Zahl heimlich desertierten, ohne je auf dem Platz, der für sie vorgesehen war, auch nur die geringste Arbeit verrichtet zu haben.

Um die allgemeine Vorstellung zu brechen, das Moor sei und bleibe Unland und nie zu kultivieren, erbat sich Dr. Erichsen in Friedrichsholm einen Musterhof und warb außerdem Einheimische, die das Moor nicht scheuten, als "Vorgänger" an. In langen Schriftstücken breitete er im Januar 1762 seine Gedanken über die Moorkultivierung dem König in Kopenhagen und dessen höchsten Beamten aus.(5)

Endlich konnte man auch an den Hausbau im Hohner Gebiet denken. Am 9. Januar 1762 wurde der Bau von 125 Häusern für diesen Distrikt ausgeschrieben. Bis zu ihrer Fertigstellung verstrich aber noch lange Zeit, während der primitive Erdsodenhütten notdürftigen Unterschlupf im Sommer boten. überhaupt stockte insgesamt im Moorgebiet die Arbeit im Frühjahr 1762. Erst am 26. April stand das Gros der Haus- und Gartenplätze fest, und Dr. Erichsen äußerte sich verärgert am 3. Mai: "Alles liegt noch im tiefen Winterschlaf." Darüber herrschte allgemeine Verstimmung. Man schob, sich gegenseitig die Schuld zu, und der Kolonisteninspektor Stiwitz zog in einem Schreiben an den Gottorfer Amtmann sogar in Erwägung, ob man das Vorhaben im Moor nicht überhaupt aufgeben und statt dessen auf die Heiden Jütlands gehen solle, wo die Startbedingungen weit günstiger seien. Dr. Erichsen blieb dagegen optimistisch und legte sogar noch mehr Plätze aus als vor einem Jahr bei der Verlosung vorgesehen waren, für Friedrichsholm z. B. 39 - endgültig wurden es sogar 44 - statt 27. Kein Wunder, daß das erneut ärger hervorrief - bei den Einheimischen wie auch bei seinen Vorgesetzten.

Und die für das Moor vorgesehenen Familien? Am 26. Mai 1762 verweigerten alle, die in Friedrichsholm Höfe bekommen sollten, deren Annahme. Sie waren auch nicht einmal bereit, versuchsweise mit der Kultivierung den Anfang zu machen, denn sie waren der Meinung: "Sind wir erst einmal da, kommen wir nicht wieder weg."(6)

Alles Lamentieren - mündlich wie schriftlich - nützte aber nichts, und schließlich entstanden trotz aller Widerstände doch die Moorkolonie Friedrichsholm und auch die anderen im Moor vorgesehenen Neudörfer. über die letzten Maßnahmen sowie Zukunftspläne geben das nachstehend wörtlich wiedergegebene Schreiben des Kolonisteninspektors Stiwitz und des Gottorfer Amtmannes v. Plessen Auskunft.

22. Juni 1762: Inspektor Stiwitz an Amtmann v. Plessen(7)

"Hoch und Wohlgebohrener Herr. Höchstgebiethender Gnädiger Herr Cammer Herr Cantzler und Amtmann!

Am 8ten Juny reisete mit den Herrn Doctor Erichsen nach Hohn, und der Landmeßer Peter Reyer war selbigen Tages auch dahin beschieden um der Colonie Friderichs holme, woselbst er die äusern Plätze schon abgetheilet, die noch übrigen gleichfals aus zu meßen. Der Feldmeßer erschien nicht und Konnte Krankheitshalber dabey nichts thun, der Bauernvoigt Müller hätte zwar hierzu gebrauchet werden Können, aus erheblichen Ursachen aber schlug er die Verrichtung aus. Da nun Keine Zeit zu versäumen war mußte ich die Messkette selbst zur Hand nehmen. Den 9ten und 10ten Juny wurden die Stellen Bemerket und die Colonisten zum Bau der Hütten angewiesen, und ich mußte anderer Verrichtungen halber vor dieses mahl abbrechen. Den 16ten, 17ten und 18ten wurden die Grentzen eines jeden Platzes mit Linien umzogen, und Beygelegete Carte zeiget was den Colonisten zu theil worden; und was den Hohnern von dem Holme übrig geblieben.

Die nothwendige Eilfertigkeit war, wie schon gesaget, Ursache, mich mit diesen Werke zu befaßen, und mein Furchßamer Geist zittert noch, so offt er sich erinnert, den Dänischen Systemate entgegen gehandelt, und abermahl ein Dorf angelegt zu haben. Unter deßen hat das Güldene Kalb seine Form angenommen, und der unschuldige Aron könte seinen dabey vergossenen Schweiß genugsahm Bezahlt Bekommen, wan ihm erlaubet wäre von denen Anbethern eine Schätzung einzuheben. Denn obgleich die Colonisten diese Stellen vorher nicht umsonst Begehrten, und gleichsahm Bey den Haaren dahin gezogen werden musten, so offeriret doch nunmehro eine immermehre Ducaten als die andere, wan man sie nur durch einen partem in dieser Colonie Glücklich machen wolte, zumahlen da Hoffnung vorhanden daß dermahleinst eine Kirche auf diesen Holme zu stehen Kommen werde.(8)

Nun hat man zwar mit der Kirche Keine eile, Wohl aber gegenwärtig mehr Ursache vor die Nothdurft des Leibes zu sorgen, als sich um eine solche specielle Seelen Pflege zu Bekümmern; jedoch wird nothwendig seyn daß hiernechst eine Kirche, vor die sämtliche, über 180 sich Belaufende Familien Colonisten. in dieser Gegend erbauet werde, und solche schicket sich nirgends Beßer als auf den Friederichsholm, welcher gleichsahm das centrum aller Mohr Colonien ist. Ich habe den Triangul Sub Sig + 900 QuR Innhalt zum Heiligthume ersehen, hier Kan nicht nur die Kirche - wovon den Riß schon im Winter unterthänig eingereichet - nebst dem Kirchhofe genugsahmen Raum finden, sondern auch die Prediger Wohnung Kan auch darin gelegt, und ein Stück Land zum Garten dazu gegeben werden.

Ob es nun wie schon gedacht mit den Kirchen Bau seine Zeit hat, so erfordern doch die damit Verknüpften Umstände daß je eher je Lieber der Grundstein dazu geleget werde, sintemahlen man unter den vielen Menschen die hier als Colonisten zu wohnen Kommen, täglich sterbende Vermuthen muß. und es wäre ungereimt, wann man die Todten Körper insonderheit von Friderichs- und Christians Holme von nun an mit mehrerer Beschwerlichkeit und Kosten nach Hohn und Bargenhusen zur Erde Bestätigen wolte. Es würde also weit Beßer seyn, wan hier ein, unter den Christen gewöhnlicher Gottes Acker angelegt, und durch die Grundlage eine Kirche eingeweyhet würde.

Es würde auch meinen wenigen ermeßen nach nicht undienlich seyn mit ehesten ein Schul Gebäude aufzuführen, worin nicht nur die vielen Kinder unterrichtet, sondern auch ein Candidatus Theologie gesetzet werden Könne, welcher des Sontages wie auf der Alheyde Predigen, und das Volk. Welches sonst zum theil verwildern möchte, zur Beobachtung Christlicher Pflichten und guter Sitten anhalten müßte, und es würde diese Vorsorge um so viel mehr nothwendig seyn, als Bekant ist, daß der Hohner holm den Winter über von Waßer der gestalt umfloßen wird, daß die Leute nicht anders als durch Böthe davon ab und zu Kommen Können, wodurch ihnen dann den Feyertag zu heiligen viele Hinderniße in den Weg geleget werden dürften. Vor den Schulmeister habe zwar die No. 31 offen gelaßen, es Könte aber auch diesen, um näher Bey der Kirche zu seyn. ein Platz Bey der Ziegel Hütte angewiesen werden.

Außer dem ist auch ein gemeines Backhauß sehr nöthig, worin die Leuthe sowohl ihr eigen Brodt Backen, als auch vor Geld was Kauften Können. Die Jütländischen Colonien hatten in diesen stücke Keine Noth, denn die Landleuthe Brachten tägl. die nöthigen vivres (= Lebensmittel) zu Markte, hier aber Bekümmret sich Keiner um die Colonisten. Eine solche Bäckerey müßte nach Deutscher gewohnheit Billig der Gemeinde zu stehen, und von derselben an den meistbiethenden Verpachtet werden, und die wenigen revenuen (= Einkünfte) die sowohl hieraus als aus den Kruge fließen. Salarien (= besolden) den Bauernvoigt, und werden zu anderen Gemeinen (= Gemeinde) Außgaben Verrechnet. Ich Kenne Dörfer wo die Gemeinen Einkünfte sich auf 200 Rthr Belaufen, und solche Kleinigkeiten halten die Glieder der Gemeinde Besonders zusammen, ob man sie auch gleich auf der schlechtesten Seite Betrachtet. Ich habe ehedem schon vor die Jütländischen Colonie Dörfer, Krug privilegia gesucht, in der ersten Distantz Besorgete man daraus üble Folgen und war der Meynung, lie(ber) alle Krügerei zu laßen als einen Reich zu machen, und in der ändern wurde Beydes verworfen. Dahero denn voraus sehen Kan, daß auch hierauf höhern Orths Keine reflection gemacht werden wird, und es Kann abermahl heißen daß mit nicht genugsahmer überlegung geschrieben habe. Solches alles aber Kan mir nicht hindern nach meiner Einsicht zu reden, und so lange Bey meinen propositionen (= Vorschlägen) Keine Neben abstehlen angetroffen werden, sondern alle meine Sorgen und Bemühungen auf die Wohlfahrt der Colonien gerichtet sind, ich auch die Ursache, warum so und nicht andres denke, in breitem Maaße darlegen Kan. so hoffe doch als ein ehrlicher Mann dabey zu Bestehen.

Ew. Hoch und Wohlgeb. habe übrigens noch anzuzeigen, daß einer von den Fünfen der 15ten Colonie(9) über completen Colonisten. Nahmens Friderich Mehl um die 31te Stelle auf dem Friederichs Holme angesucht, und wir ihm solche Subsperati (= als Hoffnung) versprochen haben. Es wären also sämtliche Stellen außer des Schulmeisters seiner Besetzt. Nach des Herrn Doctoris Meynung aber lägen noch 6 Plätze außen vor, welche an Holsteiner (= Einheimische) gegeben werden sollen. Die gantze Anzahl Häuser welche auf und neben den Holm zu stehen Kommen, würden sich also auf 44 Belaufen. Bishirher sind wir Kommen, Gott helfe weiter, wie ich denn mit Vollkommenster Hochachtung Beharre

Hoch und Wohlgebohrener Herr
Höchstgebiethender Gnädiger Herr
Cammer Herr, Cantzler und
Amtmann

Ew. Hoch und Wohlgeb.
Schleswig den 22ten
Juny l762
unterthäniger Diener
H. Stiwitz"


Ende des Schreibens vom Kolonisteninspektor Stiwitz

Abb. 1: Ende des Schreibens vom Kolonisteninspektor Stiwitz

26. Juni 1762: Amtmann v. Plessen an die Rentekammer in Kopenhagen
(Stellungnahme zur Eingabe des Kolonisteninspektors vom 22. Juni 1762)(10)
"Hoch- und Wohlgebohrener
Hochwohl- und Wohlgebohrene,
Höchst- und Hochgeehrte Herren,
Mittelst des Anschlußes schlägt der Herr Inspector Stiwitz verschiedene Dinge vor, die alle die Kolonie Friderichsholm betreffen. Hier sind sie:

  1. Er meint, es müße allda der Grundstein zu einer Kirche geleget, und dadurch der Platz zu einem Gottesacker eingeweihet werden, damit die Kolonisten die Leichname ihrer Todten allda beerdigen, und die Ungemächlichkeit sparen könten, sie nach Hohn oder Bergenhusen zu bringen.
  2. Er dringt auf die Erbauung eines Schulgebäudes, und auf die Bestellung eines Candidati Theologiä. der des Sonntags allda zu predigen hätte.
  3. Er findet ein gemeinschaftliches Backhauß nötig, worin die Leute ihr eigenes Brod backen, auch für Geld etwas kaufen könten.
  4. Um die 31. Stelle, die man dem künftigen Schulmeister zudenkt, hat Johann Friderich Mehl aus der 15. Kolonie Sophienhamm angehalten.
  5. Er zeigt an, daß es überhaupt 44 Häuser sind, welche auf und neben dem Hollm zu stehen kommen.

Ich will meine Gedanken in aller Kürze hinzufügen:

ad 1mum

Weil, nach einer Höchstpr. Kammer Schreiben vom 25. passato (d. h. 25. Mai), auf die Erbauung besonderer Kirchen für die Kolonisten noch zur Zeit all ganz nicht zu gedenken stehet, so kan ich die Prüfung sparen, ob Friderichsholm dazu bequemer sey als Christiansholm, welchen ich vorhin dazu vorgeschlagen habe. Die Anordnung eines Todtenackers scheint all da freylich nohtwendig zu seyn, weil die Leute auf Friderichsholm im Winter sehr oft vom Waßer eingesperret werden; Allein wenn ich wieder bedenke, daß doch die Beerdigungen in Gegenwart eines Predigers geschehen müßen, der entweder von ändern Orten herbeygeholet, oder wozu jemand besonders gesetzet werden müßte, so weiß ich kaum, ob es nicht am besten sey, daß die Leute, gleich denen, die in der Pötgerey, in dem Fährhause und auf der Dammkathe wohnen, ihre Todten nach Hohn, wohin sie bis weiter gehören; obgleich mit einiger Beschwerlichkeit; bringen, bis es Sr. Königl. Majestät gefallen möchte, ihre kirchlichen Handlungen überhaupt bequemer zu ordnen.

ad 2dum

Ein Schulhauß sollten die Leute billig haben, weil ihre Kinder unmöglich die alten Schulen erreichen können, gesetzt, daß auch die Tiefe der Wege nicht wäre. Die Bestellung eines Candidati Theologiä zum Prediger aber dürfte wohl warten können, und dagegen den Leuten anzudeuten seyn, wie bisher, also auch ferner, bis zur näheren Anordnung, sich des Gottesdienstes in Hohn zu bedienen.

ad 3tium

Für den Bau eines Backhauses kan ich mich nicht erklären, am wenigsten eines solchen, woraus auch Brodt verkauft wird. Viele alte ünterthanen bedienen sich der Feldbacköfen, die sie unweit ihren Häusern von Steinen und Leim (d. h. Lehm) mit gar geringen Kosten aufführen. So mögen auch die Kolonisten sich durchhelfen. Brod kaufen, heißt bey einem Landmanne eine schlechte Haußhaltung führen. Je weniger sie also dazu Gelegenheit haben. desto mehr werden sie genötiget, sich auf das Selbstbacken zu legen. Zudem ist ja auf Friderichsholm schon eine Krug- und Höckerey, aus welcher sie sich im Nohtfalle providiren können.

ad 4tum

Johann Friderich Mehl hat schon einen Platz in der 15. Kolonie Sophienhamm. Ich halte es also für das beste, daß er allda gelaßen, und daß die 31. Stelle auf Friderichsholm entweder für den künftigen Schulmeister aufbehalten, oder einem ändern Kolonisten, der noch keinen Platz hat, gegeben werde. Die Veränderungen nehmen sonst kein Ende.

ad 5tum

Wegen der nunmehro zu 44 Familien gestiegenen Größe der Kolonie Friderichsholm beziehe ich mich bloßerdings auf den 3ten Abschnitt meines Berichts vom 29. passato.
Ich ersuche eine Höchstpr. Kammer ganz gehorsamst, obige Vorfragen nach Gefallen zu entscheiden. Mit vollkommener und vieler Hochachtung bin ich stets

Ew. Excellenz,
Ew. Hochwohl- und Wohlgeb.
meine Höchst- und Hochgeehrten Herren
Auf dem Amthause vor Gottorf
den 26. Juny 1762.
gantz gehorsamster ergebenster Diener
B H v Plessen"

Zu diesen beiden Schriftstücken ist anzumerken:
Am 9. und 10. Juni 1762 waren in der Kolonie Friedrichsholm die Stellen endgültig vermessen und mit Nummern und Namen versehen. Die neu hinzugelegten Stellen 28-44 bekamen allerdings keine Namen mehr - ein Zeichen, daß die anfänglich stark gefühlsbetonte Einstellung der Kolonisation gegenüber nüchterner geworden war.

Um kirchliche und schulische Betreuung waren die Kolonisten von Antang an bemüht und hatten das auch schon 1761 bei der Vereidigung und Verlosung vor Schloß Gottorf besonders zum Ausdruck gebracht. Vereinzelt richteten sie von sich aus Unterricht ein und hielten auch dann und wann in einer Kolonie Gottesdienst ab. Die Obrigkeit verschloß diesem Wunsch gegenüber nicht die Ohren, war aber der Meinung, daß das leibliche Wohl gegenüber dem seelischen den Vorrang haben müsse, d. h.: zuerst Häuser, dann Schulen und zuletzt Kirchen. Als Standort im Kolonistengebiet hatten Dr. Erichsen und v. Plessen Christiansholm in Erwägung gezogen, Stiwitz setzt sich in seinem

Abb. 2: Ende des Schreibens vom Gottorfer Amtmann v. Plessen

Abb. 2: Ende des Schreibens vom Gottorfer Amtmann v. Plessen

Schreiben dagegen für Friedrichsholm ein. Keiner dieser Pläne ging aber je in Erfüllung. Anders als die Kolonisten auf der jütischen Alheide erhielten die Kolonisten im Schleswiger Land nie eine eigene Kirche. Erst nach 200 Jahren, d. h. nach dem Zweiten Weltkrieg, wurden hier im Kolonistengebiet zwei Kapellen errichtet: in Silberstedt und Neubörm, zur gemeinsamen Benutzung der benachbarten Altdörfer (Silberstedt. Bonn) und Kolonien (Friedrichsfeld. Neubörm).

Anders war es mit den Schulen: Die größeren Kolonien bekamen eine, nachdem die Dörfer fertig eingerichtet ("complet") waren - Friedrichsholm z. B. 1764. Am 17. Juni wurde der Bau des Schulhauses - wie auch für vier weitere im Hohner Kolonistengebiet - ausgeschrieben, und am 3. November wurde in allen mit dem Unterricht begonnen - in Friedrichsholm vom Schulhalter Peter Dau.(11)

Es ist nicht unbillig, daß Inspektor Stiwitz sich Gedanken darüber macht, wie die Kolonisten zu ihrem "täglichen Brot" kommen sollten: Kaufen konnte sie in der einsamen Wildnis nichts, zu den Städten Rendsburg und Schleswig war es mehrere Meilen, und für einen eigenen Backofen auf dem Hofgrundstück nach Art der Einheimischen, wie der Gottorfer Amtmann es für angemessen hält, ist beim Hausbau weder Material noch Geld vorgesehen. Dorfbacköfen, an die Stiwitz denkt, gab es in holsteinischen Gutsdörfern noch im 20. Jahrhundert. Am 17. August 1763, also 2 Jahre nach dem Eintreffen der ersten Kolonisten aus Süddeutschland, ließ der Gottorfer Amtmann dann den Kolonien je nach Größe die Steine für einen oder zwei Dorfbacköfen zukommen. Bis jeder Kolonist auf seinem Hofplatz seinen eigenen Backofen oder gar ein Backhaus hatte, verstrich mehr als ein Jahrhundert, wie aus der Gebäudesteuerverordnung des Jahres 1867 hervorgeht.(12)

Die Bemerkung des Gottorfer Amtmanns, in Friedrichsholm gäbe es im Juni 1762 schon eine "Krug- und Höckerey" läßt erstaunen, wenn man bedenkt, daß damals soeben alle Besitze ausgelegt, aber noch kein Haus errichtet war. Dr. Erichsens Bemerkung am 22. Januar 1763: "Claus Norden ist aufgetragen, für Brot und Mehl zu sorgen" und der Hinweis, Inspektor Stiwitz logiere bei Norden, wenn er sich in Friedrichsholm aufhalte, mögen auf die Pöttgerey westlich von Friedrichsholm verweisen, wo der Schiffsfrachter und Pächter Claus Norden schon vor der Anlage des Kolonistendorfes wohnte.(13) Er bezog als erster - noch vor Eintritt des Winters 1762/63 - ein Haus in Friedrichsholm (G8/3).

An sich ist der Amtmann dagegen, daß die Kolonisten für Dinge, die sie selbst herstellen können, z. B. Brot, Geld ausgeben. Die paar Taler, die sie in der ersten Zeit vom Staat erhielten, sollten sie für wichtigere Dinge verwenden, und Schulden durften sie in den ersten Jahren ohnehin nicht machen. Erst am 29. Dezember 1767 erhielten sie dazu die Erlaubnis.

Bei der Schreibung der Ortsnamen ist bezeichnend, daß der aus Reichsdänemark gekommene Kolonisteninspektor Stiwitz das benachbarte Kirchdorf "Bargenhusen" nennt, wie er es bei der einheimischen niederdeutschen Bevölkerung gehört hat. während der einheimische Amtmann v. Plessen den amtlichen hochdeutschen Namen "Bergenhusen" gebraucht.

Von Stiwitz 1762 gezeichnete Karte
(Anlage zu seinem Schreiben vom 22. Juni 1762)
Plan
Von den vormahligen Honer nunmehro Friderichsholme

Erläuterungen zu dieser Karte

Beim ersten Betrachten der Karte wird der Leser darüber erstaunt sein, wie die Nummern der Besitze in der Kolonie hin und her springen: Hof Nr. 35 liegt neben Nr. l, 19 neben 36. 17 gegenüber 39 usw. Das wird erst verständlich, wenn man die Entstehungsgeschichte der Kolonie kennt. Wie erwähnt, erfolgte die Hofzuteilung zweimal: zuerst 1761 und zum zweiten Mal abgeändert und ergänzt 1762. Von den 27 Familien, die 1761 losten, erhielten nur 2 (Nr. 1 und

Abb. 3: Plan der Moorkolonie Friedrichsholm von Stiwitz 1762

Abb. 3: Plan der Moorkolonie Friedrichsholm von Stiwitz 1762

2) die ihnen zugefallenen Stellen. Dr. Erichsen schob dann 1762 3 Stellen dazwischen: Nr. 3 und 4 für Einheimische und Nr. 5 als seinen Probehof. Auf Nr. 6 kam. wer durchs Los Nr. 3. auf Nr. 7, wer Nr. 4 bekommen sollte und so fort. Ohne Absprache mit der Behörde erweiterte Dr. Erichsen 1762 die Kolonie um die 12 Stellen Nr. 27 bis 39 für Oberdeutsche und die 5 Stellen Nr. 40 bis 44 für Einheimische. Für letztere hat Stiwitz auf der Karte die Besitzer noch nicht eingetragen.

Mit Frau Annemarie Marsch geb. Greve aus Hohn, gebürtig auf der ehemaligen Stelle Dr. Erichsens (Nr. 5) in Friedrichsholm, habe ich im August 1983 Friedrichsholm abgefahren, um die von Stiwitz bezeichneten Kolonistenstellen zu finden und zu erfahren, wer heute im Besitz dieser Stelle ist bzw. auf dem betreffenden Grundstück wohnt. Natürlich ist das ein oberflächliches Verfahren; es sind auch hier viele Häuser in den verflossenen zwei Jahrhunderten dazugekommen, andere wurden abgerissen. In den meisten Fällen konnte aber doch von der Lage her mit ziemlicher Sicherheit auf die ursprüngliche Stelle geschlossen werden. Genaue Klarheit über die Hoffolge kann nur das Studium der Schuld- und Pfandprotokolle ergeben, wie Verf. es bei den Kolonistenhöfen des Amtsbezirks Kropp in der Kolonistenchronik aufgezeigt hat.

Ein besonderes Ergebnis der Dorfbesichtigung war, daß mehrere interessante Ereignisse aus der Gründungszeit der Moorkolonie Friedrichsholm jetzt geortet werden konnten und daß in einem dieser, wenn auch durch Kreuzbau erweiterten Häuser (Nr. 26) die Grundform noch erhalten ist.

Die einzelnen Höfe

1. Will's Gott: 1761 Hans Ludewig Heuser (Heiser). Knecht aus Durlach; 1983 Familie Fries (davor Besitz Claus Groth)

2. Drei Löwen: 1761 Michael Hauer, Schneider aus Durlach; 1983 Heinrich Möller (früher Heinrich Börnsen; gekauft von Grimm)

3. Neun Herzen: 1762 Claus Norden, Schiffsfrachter und Pächter von der Pöttgerey; das erste in der Kolonie fertig gewordene und bezogene Haus; 1983 Hans Rahn (davor Fam. Mumm aus Alt Haberland)

4. Nordischer Löwe: 1762 Hans Böhrens, Knecht aus Mohr; 1983 Hubert Bonin (früher Fam. Freese)

5. Drei Kronen: 1762 Dr. Erichsens Probehof; aus der östlich vom Haus eingezeichneten "Lehmgrube" holte er zur Kultivierung seines Moorlandes 12 000 Fuder Sand und Lehm. Das Wasserloch ist noch heute vorhanden. 30. 3. 1773 auf dieser Stelle: Joachim Greve aus Fockbek; seine Nachkommen sind noch jetzt da; heutiger Besitzer: Jürgen Greve (s. Abb. 4 und 5)

Das alte Forsthaus: heute unbebaute Weide

6. Zwei Löwen: 1762 Jacob Basler, Schneider aus Durlach; 1763 cass. (d. h. cassiert = der Stelle entsetzt), heute abgebrochen (früher Fam. Ohm)

7. Nesselblatt: 1762 Christian Schock. Bauer aus Heilbronn; 1983 Kaufmann + Autoraststätte Schäfer

Abb. 4: Wohnplatz von Dr. Erichsen in Friedrichsholm (G8/5). Arbeiterhaus von Landwirt Jürgen Greve

Abb. 4: Wohnplatz von Dr. Erichsen in Friedrichsholm (G8/5). Arbeiterhaus von Landwirt Jürgen Greve

Abb. 5: Teich in Friedrichsholm. Aus ihm holte Dr. Erichsen 12000 Fuder Sand und Lehm für die Moorkultivierung. Links vom Weg Dr. Erichsens Land (heute Hof J. Greve)

Abb. 5: Teich in Friedrichsholm. Aus ihm holte Dr. Erichsen 12000 Fuder Sand und Lehm für die Moorkultivierung. Links vom Weg Dr. Erichsens Land (heute Hof J. Greve)

8. Elephant: 1762 Georg Weidenbach. Bauer aus Speck (Durlach); 1983 Abnahmehaus vom Besitz Heinrich Carstens (Nr. 9); früher: Johann Peters

9. Dannebrog: 1762 Georg Kleininger. Tagelöhner aus Ansbach; 1983 Heinrich Carstens (Nr. 8 + 9); früher: Johann Peters

10. Fidelite: 1762 Michael Hoffeinz, Schneider (oder Schmied) aus Durlach; 1983 Hans Möhrs (Nr. 10 + 29)

11. Schlüssel: 1762 Johannes Jetter, Tagelöhner aus Durlach; 1983: Stelle nicht mehr da

12. Schon' den Torf: 1762 Gottfried Köppen, Tagelöhner aus Polen; von da nach Brandenburg; 1763 freiwillig gegangen; heute: Meierei

13. Hüt' das Holz: 1762 Ferdinand Iphöfer, Leinweber aus Heilbronn; 1983 Fam. Voßler; früher Hinrich Börnsen

14. Bellevue: 1762 Friedrich Brecht. Weber aus Durlach; 1763 des. ( d. h. desertiert = geflohen); 1983 Fam. Tönsfeld (früher Olsen)

15. Birkhahn: 1762 Kilian Dewald, Weißbäcker aus der Pfalz, von da nach Brandenburg; 1763 cass.; 1983 (Schmiede Coordts)

16. Wüster Ort: 1762 Jacob Gref, Tagelöhner aus Darmstadt; 1983 Heinrich Mumm (früher Fam. Kaack)

17. Hoffnung: 1762 Johannes Honnecker, Ziegeleiarbeiter aus Württemberg; 1763 freiwillig gegangen; 1983 Herrenhaus der Glashütte (Fam. Backen)

18. Wasserort: 1762 Jacob Munichinger, Tagelöhner aus Durlach; 1763 cass.; 1833 Jürgen Stamp Eigentümer von Nr. 18 und Nr. 24 - verkauft beide Besitze an Peter Norden aus Fockbek; seitdem im Besitz dieser Familie; 1983 Hans Jürgen Norden(15)

19. Wildes Moor: 1762 Conrad Hiltle, Maurer und Pächter aus Durlach; 1763 des.; 1983 Fam. Bartsch-Heit (früher: Schrotthändler Fick)

20. Hoher Grund: 1762 Georg Belschner. Pächter aus Durlach; 1763 des.; 1983 Fam. Nielsen (früher: Puls)

21. Frische Quelle: 1762 Joh. Michael Keil, Maurer aus Sachsen; 1763 des.; 1768 mit Nr. 22 zusammengelegt

22. Goldgrube: 1762 Johann Schief, Knecht aus Polen, von da nach Brandenburg; 1763 des.; 1983 Fam. Ohm (früher Johannsen)

23. Baustelle: 1762 Jacob Ritz, Leinweber aus Durlach; "Säufer"; auf der Herreise in Pinneberg eingesperrt; Weihnachten 1762 an wüstem Zechgelage in Christiansholm beteiligt; 8 Tage Haft; 1763 cass.(16); 1983 Fam. Nelius

24. Täglich Brodt: 1762 Peter Fugmann, Bauer aus Heilbronn; 1833 wie Nr. 18 von Jürgen Stamp verkauft an Peter Norden aus Fockbek; 1983 auf dem Hofplatz: "Alte Schmiede" (früher: Schmied Storm)

25. Ohne Sorge: 1762 Jacob Floß, Wollkämmerer aus Magdeburg, von da nach Durlach; desertierte am 28. l. 1763, als seine Frau in der Kirche war; 1983:?

26. Kalkreuters Hof: 1762 Michael Henser, Knecht aus der Grafschaft Hohenlohe; bei ihm zur Miete: der Schlachter Michel Sigwart, der aus Hamburg die Rußlandwerbung der Zarin Katharina II. mitbrachte; in diesem Haus am l. 2. 1764 das heimliche Rußlandkomplott; die in Jevenstedt ergriffenen Deserteure wurden schwer bestraft.(17) (s. Abb. 6) Dies Haus hat als einziges in Friedrichsholm bis heute die äußere Form bewahrt, liegt in Nord-Süd-Richtung abseits der Straße und wurde nach Osten um einen Kreuzanbau erweitert. Statt der großen Dielentür der Straße zu hat es jetzt eine moderne Haustür, und das alte Reetdach ist einem Blechdach gewichen. 1983 Hans Krämer (Einheirat in Familie Klein)
Die auf der Karte verzeichnete Straße zwischen Nr. 26 und 27 ist nicht mehr vorhanden.

Abb. 6: Kalkreuters Hof G8/26. Ansicht von der Straße. 1762 Michal Henser; 1983 Hans Krämer. In diesem Haus fand 1764 das "Rußlandkomplott" statt

Abb. 6: Kalkreuters Hof G8/26. Ansicht von der Straße. 1762 Michal Henser; 1983 Hans Krämer. In diesem Haus fand 1764 das "Rußlandkomplott" statt

27. Lützowen Hof: 1762 Josef Meyer, Leinweber und Pächter aus Durlach; 1766 Nr. 27 und 28 zusammengelegt; ab 1867 Josias Haß, Ziegelei

28. (wie alle folgenden Höfe ohne Namen und wie diese erst 1762 geplant): 1762 Jacob Butz, Steinbrücker aus dem Sulzfeldischen; "sündiges Saufhaus"; 9 Tage Gefängnis; 1763 cass.; 1983 zu Nr. 27 (Ziegelei)

29. 1762 Hans Michael Wiedemeyer, Tagelöhner aus Württemberg; 1763 cass.; 1983 Hans Möhrs (+ Nr. 10)

30. 1762 Matthias Brecht, Pächter aus Durlach; 1763 des.; 1983 Hans Suhr (früher: Hans Brüggmann, Eiderschiffer)

31. 1762 reservierter Platz für die Schule; Schule erbaut: 1764; als Schule eingegangen 1978; letzter Lehrer: Willi Timmermann, wohnt noch in dem Schulhaus (s. Abb. 7 und 8)

32 1762 Johann Hinrich Obermüller, Tagelöhner aus der Gegend von Heilbronn; Land "bey der Dammkathen"; 1762 verbotene Krügerei; "sündiges Saufhaus"; 2 Tage Gefängnis; sonst für gute Arbeit oft belohnt; 1983 Hans Musfeld (früher Rolfs, Obermüller ging 1889 nach Amerika)

33. 1762 Ludwig Ziegler, Tagelöhner aus Württemberg; 1764 abgebrannt; 1766 zu Nr. 32 gelegt; 1983 Hans Gosch

34. 1762 Georg Ludwig Schneider, Zimmerer aus Württemberg; sein Nachfolger 1763 Heinrich Schmunk, war verwickelt in den Fluchtversuch nach Rußland l. 2. 1764; versteckte den Aufruf der Zarin unter dem Dach seines Hauses; dafür Gefängnis; 1766 zu Nr. 29 gelegt; 1767 Instenstelle; 1983: kein Haus mehr auf dem Platz. Das Land heißt noch heute "Uhlkoppel" nach dem Kolonisten Georg Michel UhL der 1766 Besitzer dieser Stelle war

35. 1762 Heinrich Friederich Schert. Tagelöhner aus Württemberg; 1766 zu Nr. 13 gelegt; 1983 Altenheim Thode

36. 1762 Georg Sickinger, aus Durlach?; 1763 des.; 1766 zu Nr. 13 gelegt; 1983 Fam. Solterbeck

37. Johann Adam Rau, aus Durlach?; 1763 cass.; 1983 Fam. Ruhländer

38. nach Stiwitz Johann Friedrich Mehl, der nach G15/23 (Sophienhamm) sollte; am l. 8. 1762 aber auf der Stelle: Heinrich Schmunck, Leinweber; März 1767 Instenstelle; 1983 Johannes Stamp (früher: Fam. Art)

39. 1762 Franz Schröder, Müller; geb. in Erfde; Pächter einer Kornmühle in Eiderstedt; 1765 vereinigt mit Nr. 40; 1767 Instenstelle (zu Nr. 40); 1983 Witwe Jürgens? (früher: Heuk)

40. 1762 Christian Johannsen, Knecht aus Tetenhusen; 1765 vereinigt mit 39; 1983: kein Haus vorhanden

41. 1762 Claus Weßel, lediger Knecht und Zimmermann aus dem Amt Segeberg; 1763 cass.; 1765 mit Nr. 42 vereinigt; 1983: kein Haus vorhanden

42. Johann Dreyle, Soldat im Bornholmschen Regiment, im Osnabrückschen gebürtig; 1765 zu Nr. 41 gelegt; 1767 Instenstelle; 1983: ?

43. 1762 Claus Hoyer, Gärtner und Bauer aus dem Lübeckschen, war 20 Jahre in Süderstapel; 1763 cass.; 1765 zusammengelegt mit Nr. 44 (Glashüttengelände)

44. 1762 Lorenz Beckmann, geb. in Husum, Knecht auf der Pöttgerey; 1765 zu Nr. 43 gelegt; 1767 Instenstelle; 1983 Fam. Henningsen (früher: Fam. Bornhöft)

Insgesamt verließen von den 43 Erstbesitzern nach einem Jahr bereits 20 ihren Kolonistenhof: 2 gingen freiwillig, 8 wurden cassiert, 10 desertierten.(18)

Abb. 7: G8/31. Das Schulhaus in Friedrichsholm (um 1930)

Abb. 7: G8/31. Das Schulhaus in Friedrichsholm (um 1930)

Abb. 8: Das Schulhaus 1983, dient heute nach Verlegung des Unterrichts nach Hohn als Kindergarten und Lehrerwohnhaus

Abb. 8: Das Schulhaus 1983, dient heute nach Verlegung des Unterrichts nach Hohn als Kindergarten und Lehrerwohnhaus

Das von Stiwitz auf der Karte mit einem Kreuz und einem Hausgrundriß versehene, für Kirche, Kirchhof und Pastorat freigehaltene Dreieck ist heute (noch) Weide (Gelände der ehemaligen Ziegelei Haß). Wo der Name "Ziegelhütte" eingezeichnet ist. stehen heute die Häuser der Familien Stolley, Möller, Lütje und Gosch.

Quellen und Anmerkungen
1) Otto Clausen: Chronik der Heide- und Moorkolonisation im Herzogtum Schleswig (1760-1765); Verlag Husum-Druck in Husum, 1981
2) Chronik S. 60 ff
3) Chronik S. 77 ff
4) Chronik S. 80 ff
5) Chronik S. 152 ff
6) Chronik S. 184 ff
7) Schleswig-Holsteinisches Landesarchiv (SHLA) in Schleswig. Abt. 66. Kolonistenbriefe 193-394; Brief 211
8) Stiwitz drückt sich sehr umständlich und schwer verständlich aus. Die Erwähnung des Goldenen Kalbes zielt offenbar auf Dr. Erichsen. Wie die Juden es in der Wüste zu ihrem-Götzen machten, so vergötterte Dr. Erichsen förmlich das Moor, das er. wenn kultiviert, für fast so ertragreich wie die Marsch hielt. Aaron ist schuldbewußt, muß aber dem Tun der von Gott abgefallenen Juden seinen Lauf lassen. Auch Stiwitz hat nur notgedrungen das Amt der Ausmessung der Kolonie Friedrichsholm übernommen und ist nicht sicher, ob man ihn später deswegen einmal tadeln wird. Dank erwartet er jedenfalls nicht, obwohl er den für gerecht hält. Ihm genügt es, wenn die "bey den Haaren dahin gezogenen" Kolonisten doch zu einem gewissen Teil glücklich werden, wobei die zu erhoffende Errichtung einer Kirche beitragen würde.
9) 15. Colonie = Sophienhamm
10) Wie 7: Brief 211
11) Chronik S. 447 ff
12) über Backöfen s. Chronik S. 254, 374. 645
13) Chronik S. 267
14) Wie 7: Brief Nr. 211
15) Besitzüberlassungskontrakt im Wortlaut: Chronik S. 660/661
16) Chronik S. 188; S. 265/266
17) Chronik S. 414-418
18) Ausführlichere Angaben und Besitzerfolge bis 1774 (Nr. 5 bis 1983) in der Höfekartei der Kolonistenchronik S. 780-785; desgleichen mehrere Abbildungen.

Frau Annemarie Marsch in Hohn sei gedankt für ihr Bemühen, herauszubekommen, wer heute auf dem jeweiligen Kolonistenplatz wohnt.

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